Länge: (1 Std. 51 Min.)
Der überraschende Oscargewinner "Moonlight" ist die beste Milieustudie seit dem New Black Cinema Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre.
Der neunjährige, „Little“ genannte Chiron (Alex R. Hibbert) spricht nicht viel. Er frisst den Kummer in sich hinein, den seine alleinerziehende Mutter Paula (Naomie Harris) mit ihrer Cracksucht verursacht. Es braucht eine Ersatzfamilie, den Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) und dessen Freundin Teresa (Janelle Monáe), damit sich der Junge langsam öffnet. Als Teenager (Ashton Sanders) hat Chiron dann starke Probleme an der Highschool – weil er anders ist, mit seinem besten Kumpel und Schulkameraden Kevin (Jharrel Jerome) die ersten homosexuellen Erfahrungen macht. Schließlich, mit Ende 20, hat Chiron die Opferrolle abgelegt. Er nennt sich Black (Trevante Rhodes) und macht sein Geld als Drogendealer. Ein überraschender Anruf von Kevin (André Holland) aber löst etwas in ihm aus: Der Freund von früher, inzwischen ein Koch, bittet Black, ihn in Miami zu besuchen…
Mit dem Film "Moonlight" verbinden sicherlich die meisten Menschen den jetzt schon legendären Oscar Eklat, bei dem aus versehen La La Land als Bester Film ausgerufen wurde, obwohl es Moonlight war. Als dann schon alle Macher des bezaubernden Musicals auf der Bühne standen, kamen die Juroren und versuchten das Versehen richtig zu stellen. Daraufhin rollten Köpfe bei den Inszenatoren. Allerdings wäre dies sehr schade, denn Moonlight ist die beste Milieustudie über Farbige seit dem New Black Cinema der 80er und 90er Jahre, als Filmemacher Spike Lee und John Singleton das wahre Leben im Ghetto auf die Leinwand brachten, ohne zu sehr auf Klischees zu setzen. Inzwischen sind beide Filmemacher ins abseits gerutscht. Dafür sorgt der Nachwuchs für ein neues Black Cinema. Moonlight weist auf immer noch bestehende soziale Probleme und wie sehr schon das Leben eines einzelnen geprägt sein kann, wenn man im falschen Viertel mit den falschen Eltern aufwächst und hinzu noch nicht zu den stärksten gehört. In drei Kapiteln ist Moonlight aufgeteilt. Und jeder der Chiron Darsteller überzeugt und führt vor, wie nah ein junger Mensch bereits am Abgrund stehen kann. Chiron ist ein schlaksiger Außenseiter, der dementsprechend auftritt und dem es an Mut fehlt. Hinzu kommt seine Homosexualität, die ihm den sozialen Kontakt erschwert. Der ältere Chrion versucht diese Schwächen als Dealer mit Proletenkarre und dazu passende Musik zu kompensieren. Wenn auch nur kurz, aber beeindruckend und zurecht mit dem Oscar bedacht, glänzt Mahershala Ali als Drogendealer. Verdient hätte den auch Naomie Harris, die selbst einer Miss Moneypenny ein charakterliches Gesicht verpasste. Sie spielt die Mutter Chiron auf beängstigende Weise. Als ob sie wirklich die Drogen ausprobiert hätte und dementsprechend verwirrt reagiert und Fiktion und Realität nicht mehr auseinander halten kann. Sehr eindringlich in der Szene, als sie Chiron wegschickt und er sich eine andere Bleibe suchen soll. Am nächsten Tag faucht sie ihn an, weshalb er über Nacht weggegangen sei. In einer weiteren Rolle ist dann noch Janelle Monae, die mit Ali auch Hidden Figures drehte. Untermalt ist Moonlight mit klassischer Musik. Kein Pathos oder Überdramatisierung. Getaucht in kühlen Bildern, wie man sie aus Drive oder Leben und Sterben in L.A. kennt. Ein Meisterwerk für das Black Cinema des 21. Jahrhundert mit einem Hauch Hoffnung.
Cast:
Trailer:
Moonlight
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