Dienstag, 29. September 2009

Top 5 - David Lynch



Filme können so unterschiedlich aufgebaut sein. Die meisten sind schlüssig und nachvollziehbar. Sie haben ein Struktur und wegen einzelner Szenen gerät der ein oder andere Film nicht in Vergessenheit. Und dann hat es Filme bei dem das Hirn sich geradezu zuverrenkt. Man denkt Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre darüber nach, was sich soeben auf der Leinwand abgespielt hat. Nur wenige Regisseure können den Zuschauer für einen filmischen Alptraum begeistern. Zu denen gehört seit mehr als 30 Jahren, der in Missouri,Montana geborene Regiesseur David Lynch. Seine Filme zeigen Alpträume, Ekel und die pure Angst. Trotzdem kann man sich der Faszination seiner Filme nicht entziehen und versuchen Sie nicht jeden Film bis ins kleinste Detail zurückzuverfolgen. Man kann es nicht und Gefahr verrückt zu werden ist groß. aber vielleicht muss man das sein. Hier die Top 5 des Regiesurrealisten David Lynch.



Platz 5 - Eraserhead, USA 1977
Mit Jack Nance, Charlotte Stewart

Die Handlung lässt sich im Prinzip sehr kurz zusammenfassen: Hauptakteur Henry wird von den Eltern seiner Freundin zum Essen eingeladen, dort wird ihm offeriert, dass seine Freundin ein von ihm gezeugtes Kind zur Welt gebracht hat, und das nach einer enorm kurzen Schwangerschaft. Dieses muss Henry nun bei sich aufnehmen, und sofort sieht der Zuschauer, dass es sich um kein normales Baby handelt: Die missgebildete Kreatur ähnelt eher einem Kalbsfötus oder einem bizarren Alien. Dieses Baby schreit fast permanent und wird dann auch noch krank, was Henrys Freundin zu viel wird und sie zurück zu ihren Eltern treibt. Zwischenzeitlich hat Henry noch (vermeintliche?) Halluzinationen, in denen er eine singende und tanzende Frau (mit ebenfalls sehr bizarrem Gesicht) hinter seinem Heizkörper sieht. Es geschehen noch andere, merkwürdige Dinge, etwa wie Henry letztendlich das Baby tötet oder ihm in einer seiner Halluzinationen der Kopf abfällt und darunter der Kopf des missgebildeten Babys zum Vorschein kommt. Der abgefallene Kopf wird daraufhin zu Bleistiften mit Radiergummienden verarbeitet (was den Filmtitel erklärt).
Terrorangst, Verstrahlung durch die Atombombe. Lynch führt in seinem billig produzierten Debüt die Ängste der Menschen vor in alptraumhaften, verstörenden Bildern. Für labile Menschen ist dieser Film nicht zu Empfehlen. Für den Rest bzw. seiner Fans ist Eraserhead schon längst Kult und wird sogar heute noch manchmal aufgeführt. Mel Brooks sollte eigentlich den Elefantenmensch drehen, gab aber nachdem er Eraserhead sah, das Projekt an Lynch weiter, der damit seinen Durchbruch erzielte.
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=7t2lj9sZvMM


Platz 4 - Wild at heart, USA 1990
Mit Nicholas Cage, Laura Dern, Willem Dafoe

Mit der Verfilmung von Barry Giffords Roman Wild at Heart: Die Geschichte von Sailor und Lula hat sich David Lynch zum ersten Mal an ein klassisches Roadmovie gewagt und damit seinen eigenen Kosmos noch einmal entscheidend erweitert. Die Flucht der beiden Liebenden Sailor (Nicolas Cage) und Lula (Laura Dern) vor mehreren Killern, die von Lulas Mutter (Diane Ladd) beauftragt wurden, Sailor zu töten und Lula zurückzubringen, ist kaum mehr als ein roter Faden, auf dem Lynch eine ganze Serie von kleineren Geschichten und einzelnen Szenen gleich Perlen aufgereiht hat. Sie alle fügen sich zu einem beispiellosen Trip zusammen, der einer Fahrt durch eine besonders höllische Geisterbahn gleicht und zugleich an Dorothys Reise durch das Land hinter dem Regenbogen in Der Zauberer von Oz erinnert.
Mit diesem wegweisenden Roadmovie gewann Lynch 1990 die Goldene Palme in Cannes. es ist sicher einer seiner geradlinigsten Filme, aber ein brillianter Mix aus Thriller, Roadmovie, Liebesfilm, Mysterie und wenn man es so möchte auch Komödie. Alles ist drin und wird in betörenden Bildern dem Zuschauer gezeigt. Nicholas Cage spielt bravourös. Damals eben noch ein voller charakterdarsteller bevor er Mitte der 90er auch mal für das Popcornkino vor die Kamera stand. Aber auch Willem Dafoe als durchgeknallter Gangster oder Isabella Rosselini als Geheimnivolle Schönheit stehen Cage in nichts nach. Und was auch erwähnt werden sollte. Mit diesem Film schrieb Chris Isaak mit dem Song "Wicked Game" große Musikgeschichte. Kult !
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=2bjlLuSNtDA


Platz 3 - Mullholand Drive, USA 2001
Mit Naomi Watts, Justin Theroux

Die Geschichte von Betty Elms (Naomi Watts), dem unschuldigen Mädchen aus der Provinz, das nach Los Angeles kommt, um ein Star zu werden, und Rita (Laura Elena Harring), einer Schauspielerin, die nur knapp einem Mordanschlag entkommen ist und dabei ihr Gedächtnis verloren hat, ist selbst für Lynchs Verhältnisse alles andere als geschlossen. Einzelne Nebenstränge der Handlung verschwinden genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht sind; und die große Wendung des Films hat eine so verunsichernde Wirkung, dass sie noch die in Lost Highway übertrifft. Aber gerade in dieser Offenheit liegt der eigentliche Reiz und die fast hypnotische Kraft von Mulholland Drive.
Jetzt war es schwierig ob zuerst Lost Highway oder der Mullholand Drive. Beide sind gleich gut. Komplett verschroben. charakter treten auf und verschwinden. Manche treten in geradezu schizophrenen Rollen auf. Geheimnivolle Symbole wie der Würfel im Schlafzimmer, keifende Rentner oder eine Schönheit die später als Kellnerin mit schiefen Zähnen wieder auftaucht. David Lynch läßt den Zuschauer zappeln und dessen Kopf im Quadrat springen. Mal Thriller, mal Gangsterfilm und etwas heißer Lesbensex. Immer wenn man glaubt allmählich den Film zu begreifen schlägt der Lynchhammer zu.
Grandios die Szene als ein Gangster einem Regiesseur vorschreibt wenn er zu besetzen hat und dabei einen Kaffee bestellt. Als dieser sich als zu kalt heraus spukt er in aus, als ob er plötzlich aus dem Mund bluten würde. So was bekommt man nur in einen David Lynch Film zu sehen. Fahren mit auf dem Mullholand Drive, aber geraten sie nicht ins schleudern.
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=96R9MG0DxLc


Platz 2 - Lost Highway, USA 1996
Mit Bill Pullmann, Patricia Arquette u.a.

Zerfressen von Eifersucht, verdächtigt Fred Madison seine Frau Renee, ihn zu betrügen. Unter dem Verdacht, sie auf bestialische Weise ermordet zu haben, wird er plötzlich verhaftet. Während er in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet, ereignet sich eine unglaubliche Transformation: Fred verwandelt sich in Pete Dayton, einen jungen Automechaniker...Ab da nimmt die Geschichte eine komplett andere Wendung an und der Zuschauer befindet sich in einem schrägen Gangsterfilm und nicht mehr in einem Thriller.

Nachdem eher lauen Film zu seiner genialen Serie Twin Peaks, drehte Lynch einen immer im Kreis drehenden Alptraum. Zwei Paralelgeschichten geschickt, aber auch surreal ineinander verwebt führen den Zuschauer wieder dahin wo er sich am Anfang befand. Unterlegt mit Musik von Nine Inch Nails, Lou Reed oder Rammstein. Bill Pullmann gibt gekonnt den Bar Jazzer, der seine Frau umgebracht haben soll. Patricia Arquette kommt in doppelter Ausgabe. einmal die gelangweilte Ehefrau, die selbst beim Sex keine Emotionen zeigt und einmal die lüsterne Gangsterbraut. Zwischendurch taucht immer wieder eine mephistoähnliche Gestalt die dem ganzen an Verwirrung noch einen drauf setzt. Lynch in seinem Element.
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=MDsPw6f9ms0


Platz 1 - Blue Velvet, USA 1986
Mit Kyle MacLachlan, Dennis Hopper, Izabella Rosselini u.a.

Jeffrey findet ein abgeschnittenes Ohr - ein alptraumhafter Trip in die Welt von Sex, Gewalt und Sado-Maso beginnt.
Auf der Suche nach einem vermeintlichen Verbrecher dringt er heimlich in die Wohnung der erotischen Nachtclub-Sängerin Dorothy ein. Entsetzt wird er Zeuge einer Vergewaltigung und findet heraus, dass sie von dem perversen Lüstling erpresst wird, der ihren Mann und ihr Kind als Geiseln genommen hat.
Zusammen mit der Tochter des Sheriffs, die ihn mit Tipps versorgt, gerät Jeffrey in einen Teufelskreis von Perversionen, in den auch die örtliche Polizei und eine Rauschgiftbande verstrickt ist.
Als Jeffrey entdeckt wird, ist es zu spät um auszusteigen. Aus seinem Detektivspiel wird ein Kampf um Leben und Tod.
Lynch's Bester. Dennis Hopper als Frank Booth,. Isabella Rossellini als verletzliche Dorothy oder auch Kyle MacLachlan sind alle miteinander Top. Die Rolle von Frank Booth als astmahkranker Gangster ist geradezu beängtigend. Das Geräusch des schwer Atmens ist genauso verstörend wie das Schmatzen bei Heath Ledger als Joker in Dark Knights. Mit diesem Film besiegelte David Lynch seinen Status als Kultregiesseur. Sein vorheriger Adaption zu "Der Wüstenplanet" floppte und zeigte, dass er auf anderen Gebieten besser aufgehoben ist. Und so enstand der " doppelbödiger Film, der sich im krassen Eindringen in finsterste menschliche Abgründe zugleich mit der Fragwürdigkeit traditioneller Weltbilder beschäftigt" (Lexikon des internationalen Films)
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=ySrU7NvlECY

1 Kommentar:

  1. und schon wieder trffst du meinen nerv! absolut sicher wie du die filme beschreibst und deine eigene sichtweise mit einbindest. prima!! bin begeistert! obwohl ich wieder ein film fehlt in deiner top 5! aber verständlicherweise macht es wenig sinn TWIN PEAKS (der film) ohne seine dazugehörige serie vorzustellen. aber das wäre doch mal nen extra betrag wert, oder? ;)
    lg, david

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